Edge Computing

  • Fabian Sinner
  • April 8, 2024

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Edge Computing

Edge Computing ist ein Computing-Paradigma, das darauf abzielt, Datenverarbeitung so nah wie möglich an die Quelle der Datenerzeugung (also an den „Rand“ des Netzwerks, englisch „edge“) zu bringen. Dieser Ansatz soll Latenzzeiten reduzieren, Bandbreitennutzung optimieren und die Reaktionsschnelligkeit in Echtzeitanwendungen verbessern.

Edge Computing wird oft in Situationen eingesetzt, in denen Geräte oder Sensoren große Datenmengen erzeugen, die schnell analysiert und interpretiert werden müssen, wie zum Beispiel in der Industrieautomation, in smarten Städten oder bei Fahrzeugen mit Autopilot-Funktion.

Wie funktioniert Edge Computing?

Edge Computing funktioniert durch die Verlagerung der Datenverarbeitung von zentralen Datenzentren oder Cloud-Infrastrukturen hin zu den Rändern des Netzwerks, näher an die Orte, an denen Daten erzeugt, gesammelt und benötigt werden. Dieser Ansatz nutzt eine Vielzahl von Technologien und Komponenten, um eine effiziente, dezentralisierte Verarbeitungsumgebung zu schaffen.

Am Anfang stehen Geräte oder Sensoren, die Daten generieren. Diese können von einfachen Temperatursensoren bis hin zu komplexen Kamerasystemen für die Bilderkennung in Echtzeit reichen.

Diese Geräte befinden sich physisch nahe bei oder sind Teil der Datenquellen. Sie können spezialisierte Hardware wie Edge-Server, industrielle PCs oder einfache IoT-Geräte sein, die für die Vor-Ort-Datenverarbeitung, -speicherung und -analyse konzipiert sind. Diese Geräte sind oft mit Rechenleistung ausgestattet, um Daten zu verarbeiten, Entscheidungen zu treffen und Aktionen direkt am Entstehungsort der Daten auszuführen.

Obwohl Edge Computing darauf abzielt, die Abhängigkeit von zentralen Netzwerken zu verringern, spielen Verbindungen immer noch eine Rolle für die Übertragung von Informationen. Diese Netzwerke können von lokalen Netzwerken (LANs) bis hin zu breiteren Netzwerken (WANs) reichen und sind für die Kommunikation zwischen Edge-Geräten und für die Übertragung von notwendigen Daten zur weiteren Verarbeitung oder Speicherung in zentralen Rechenzentren oder Clouds verantwortlich.

Software-Plattformen und -Dienste spielen eine entscheidende Rolle, indem sie die Verwaltung, Steuerung und Ausführung von Anwendungen auf Edge-Geräten ermöglichen. Diese Software kann Betriebssysteme, Datenmanagement-Tools, Anwendungsframeworks und Sicherheitsfunktionen umfassen, die speziell für den Betrieb am Netzwerkrand entwickelt wurden.

Die eigentliche Verarbeitung und Analyse der Daten erfolgt lokal auf den Edge-Geräten. Dies kann einfache Datensammlungen, Filterungen und Aggregationen umfassen, aber auch komplexere Analysen und Entscheidungsfindungen in Echtzeit, beispielsweise durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen (ML).

Während viele Verarbeitungsaufgaben lokal abgewickelt werden, bleibt die Cloud ein wichtiger Bestandteil für umfangreichere Analysen, Speicherung größerer Datenmengen und für Aufgaben, die keine sofortige Bearbeitung erfordern. Edge-Geräte können selektiv Daten an die Cloud senden, um von dort aus weiterverarbeitet zu werden, wodurch die Effizienz verbessert und Bandbreitenbedarf reduziert wird.

Da Edge Computing eine dezentralisierte Struktur hat, sind Sicherheit und Verwaltung entscheidende Aspekte. Lösungen umfassen sichere Authentifizierung, Verschlüsselung, regelmäßige Updates und die Fernverwaltung von Software und Hardware, um die Integrität und Sicherheit des Systems zu gewährleisten.

Was sind die Vorteile?

Edge Computing bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die es für Unternehmen und Organisationen attraktiv machen, insbesondere in Bereichen, in denen schnelle Datenverarbeitung, geringe Latenz und effiziente Netzwerknutzung kritisch sind.

Durch die Verarbeitung von Daten nahe am Entstehungsort, anstatt sie zur Verarbeitung an entfernte Server oder in die Cloud zu senden, können Antwortzeiten erheblich verkürzt werden (reduzierte Latenz). Dies ist besonders wichtig für Anwendungen, die Echtzeitreaktionen erfordern, wie autonome Fahrzeuge, industrielle Automatisierungssteuerungen und Augmented Reality.

Indem Daten lokal verarbeitet und nur relevante Informationen über das Netzwerk übertragen werden, reduziert Edge Computing den Bedarf an Bandbreite. Dies kann Kosten senken und die Netzwerkeffizienz für Unternehmen verbessern, insbesondere an Standorten mit begrenzter oder teurer Internetverbindung.

Die lokale Datenverarbeitung kann dazu beitragen, Datenschutz und Sicherheit zu verbessern, indem sensible Informationen lokal gehalten und nicht über das Netzwerk übertragen werden. Dies ist besonders wichtig in Branchen, die strenge Datenschutzvorschriften einhalten müssen, wie im Gesundheitswesen und im Finanzwesen.

Edge Computing kann die Zuverlässigkeit von Systemen erhöhen, indem es die Abhängigkeit von zentralen Servern reduziert und die Möglichkeit bietet, auch bei Netzwerkausfällen weiterhin lokal zu operieren. Dies gewährleistet eine kontinuierliche Verfügbarkeit von kritischen Anwendungen.

Da die Verarbeitungskapazitäten verteilt sind, können Edge-Computing-Systeme leicht skaliert werden, indem einfach mehr Edge-Geräte hinzugefügt werden, ohne dass eine Überholung der zentralen Infrastruktur erforderlich ist. Dies ermöglicht eine flexible Anpassung an wachsende Anforderungen.

Die Verarbeitung von Daten am Entstehungsort kann energieeffizienter sein als die Übertragung großer Datenmengen über das Netzwerk zur Verarbeitung. Dies trägt zur Reduzierung des Gesamtenergieverbrauchs bei.

Edge Computing eröffnet Möglichkeiten für neue Anwendungen und Dienste, die eine schnelle Datenverarbeitung und -analyse erfordern. Beispiele hierfür sind smarte Städte, intelligente Verkehrssysteme, fortschrittliche Überwachungssysteme und personalisierte Einzelhandelserfahrungen.

Durch die Fähigkeit, Entscheidungen lokal zu treffen, ermöglicht das Vorgehen eine schnellere und effektivere Reaktion auf Ereignisse. Dies kann die Leistung und Effizienz von Systemen in Echtzeit verbessern.

Indem es diese Vorteile bietet, ermöglicht Edge Computing Unternehmen und Organisationen, ihre operativen Fähigkeiten zu erweitern, die Benutzererfahrung zu verbessern und innovative Lösungen in einer Vielzahl von Branchen zu implementieren.

Wo kommt Edge Computing zum Einsatz?

Edge Computing kommt in einer Vielzahl von Branchen und Anwendungsbereichen zum Einsatz, insbesondere dort, wo schnelle Datenverarbeitung, geringe Latenzzeiten und effiziente Netzwerknutzung entscheidend sind.

  • Industrielle Automatisierung und Fertigung: In der Industrie 4.0 ermöglicht Edge Computing die Echtzeitdatenverarbeitung für Produktionslinien, Maschinenüberwachung und prädiktive Wartung, indem es Latenz reduziert und die Effizienz erhöht.
  • Smart Cities: Für städtische Infrastrukturen, Verkehrssysteme und Energiemanagement kann Edge Computing dazu beitragen, Verkehrsflüsse zu optimieren, Energieverbrauch zu überwachen und Notdienste effizienter zu gestalten, indem Daten lokal verarbeitet werden.
  • Autonomes Fahren: Fahrzeuge benötigen eine schnelle Verarbeitung von Sensordaten, um Entscheidungen in Echtzeit treffen zu können. Edge Computing ermöglicht diese schnelle Verarbeitung direkt im Fahrzeug, was für die Sicherheit und Effizienz des autonomen Fahrens entscheidend ist.
  • IoT und Smart Devices: In Heim- und Geschäftsumgebungen ermöglicht Edge Computing, dass Geräte wie intelligente Thermostate, Beleuchtungssysteme und Sicherheitskameras schneller auf Nutzereingaben reagieren und autonom funktionieren können, ohne ständig eine Verbindung zur Cloud zu benötigen.
  • Gesundheitswesen: Für Fernüberwachung und patientenzentrierte Pflege kann das Vorgehen die Verarbeitung patientenbezogener Daten direkt am Point of Care ermöglichen, was zu schnelleren Diagnosen und personalisierten Behandlungsplänen führt.
  • Einzelhandel: Im Einzelhandel kann Edge Computing dazu beitragen, das Kundenerlebnis durch personalisierte Werbung, Lagerbestandsmanagement in Echtzeit und optimierte Logistik zu verbessern.
  • Telekommunikation: Mit dem Rollout von 5G-Netzwerken nutzen Telekommunikationsanbieter Edge Computing, um Netzwerkkapazitäten zu optimieren, Dienste mit geringer Latenz anzubieten und neue Anwendungen wie mobile AR und VR zu unterstützen.
  • Sicherheit und Überwachung: Bei der Videoüberwachung ermöglicht Edge Computing eine schnelle Analyse von Videodaten direkt am Aufnahmeort, um Ereignisse in Echtzeit zu erkennen und darauf zu reagieren, ohne dass große Datenmengen zur Analyse übertragen werden müssen.
  • Energie und Versorgungsunternehmen: In der Energieverwaltung kann die Technik dazu beitragen, das Stromnetz effizienter zu verwalten, indem es Energieverbrauch und -erzeugung in Echtzeit überwacht und auf Schwankungen reagiert.
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