Client Fingerprinting

  • Irina Dobler
  • Juni 11, 2025

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Client Fingerprinting

Haben Sie schon Client Fingerprinting gehört? In der heutigen digitalen Welt, in der Datenschutz und Sicherheit immer wichtiger werden, ist es entscheidend, die verschiedenen Techniken zu verstehen, die zur Identifizierung und Verfolgung von Nutzern im Internet eingesetzt werden. Genau hier kommt eine solche Technik ins Spiel.

Was ist Client Fingerprinting? 

Client Fingerprinting ist auch bekannt als Browser Fingerprinting, Geräte-Fingerprinting oder Machine Fingerprinting. Die Technik ermöglicht es, einen Webbrowser oder ein Gerät eindeutig zu identifizieren, indem spezifische Konfigurationsdetails und Einstellungen erfasst werden. Ähnlich wie ein menschlicher Fingerabdruck einzigartig ist, erzeugt die Technik einen digitalen Fingerabdruck, der zur Identifizierung eines Clients über verschiedene Websites, Sitzungen und sogar bei Verwendung des Inkognito-Modus verwendet werden kann. 

Im Wesentlichen weist Client Fingerprinting jedem Client eine eindeutige Kennung (Device ID) zu, die auf den spezifischen Merkmalen des Geräts basiert. Die Analogie zum menschlichen Fingerabdruck unterstreicht das Ziel, eine hohe Individualität und Persistenz der digitalen Identifizierung zu erreichen. Die Fähigkeit, Clients auch dann zu unterscheiden, wenn sie sich hinter einer NAT-Adresse (Network Address Translation) verbergen, deutet auf eine hochentwickelte Methodik hin, die über einfache IP-Adressenverfolgung hinausgeht. 

Obwohl die Begriffe Client-, Browser- und Geräte-Fingerprinting oft synonym verwendet werden, gibt es feine Unterschiede im Anwendungsbereich. Client Fingerprinting ist ein Oberbegriff für Methoden zur Identifizierung der zugreifenden Einheit. Browser Fingerprinting konzentriert sich speziell auf die Merkmale des Webbrowsers, während Geräte-Fingerprinting die Hardware- und Softwareattribute des gesamten Geräts umfasst und häufig in mobilen Anwendungen eingesetzt wird. 

Wie funktioniert Client Fingerprinting? 

Der Prozess beginnt, wenn sich ein Client zum ersten Mal mit einer Anwendung verbindet. Dabei werden wichtige identifizierende Informationen zwischen dem Client und dem Server oder Load Balancer ausgetauscht. Diese Informationen werden gespeichert und für spätere Identifizierungen erinnert.

Oftmals wird ein Geräte-Fingerprint-Tracker, typischerweise ein JavaScript-Skript, eingesetzt, um detaillierte Konfigurationsdaten des Clients zu sammeln. Diese gesammelten Datenpunkte werden kombiniert und häufig durch einen Hash-Algorithmus in eine eindeutige Kennung umgewandelt. Der resultierende Fingerabdruck wird serverseitig in einer Datenbank gespeichert. Bei nachfolgenden Besuchen wird dieser Prozess wiederholt, und der neu generierte Fingerabdruck wird mit den in der Datenbank gespeicherten verglichen, um den Client wiederzuerkennen. 

Fingerprinting-Techniken 

  • Passives Fingerprinting:
    Beobachtung des Netzwerkverkehrs ohne direkte Interaktion.
    Analyse von HTTP-Daten am Gateway oder Router. 
  • Aktives Fingerprinting:
    Aktive Kommunikation mit dem Zielsystem.
    Senden von Anfragen, Auswertung von Antworten.
    Aktive Techniken: Netzwerkanalyse, Paketmitschnitt, Deep Packet Inspection. 
  • Hybrides Fingerprinting:
    Kombination aus passiven und aktiven Techniken, die die Stärken beider Ansätze vereinen.   

Eingesetzte Technologien 

  • Browser- und Geräteinformationen:
    JavaScript zur Datenerhebung. 
  • Spezifische Fingerprinting-Methoden:
    Canvas Fingerprinting über das HTML5-Canvas-Element.
    WebGL Fingerprinting via WebGL API.
    Audio Fingerprinting mit der AudioContext API. 

Auch HTTP-Header, TLS/SSL– und TCP/IP-Protokolle werden für die Erfassung von Informationen herangezogen. Ältere Technologien wie Flash und Silverlight wurden früher verwendet, sind aber mittlerweile veraltet. Im mobilen Bereich kommen oft gerätespezifische APIs zum Einsatz.   

Welche Daten werden für das Client Fingerprinting gesammelt? 

Für das Client Fingerprinting wird eine umfangreiche Palette an Datenpunkten gesammelt: 

  • IP-Adresse 
  • HTTP-Request-Header 
  • User-Agent-Zeichenkette 
  • Installierte Plugins 
  • Zeitzone 
  • Betriebssystem 
  • Sprache 
  • CPU- und GPU-Details 
  • Gerätemodell 
  • Unterstützte TLS-Ciphern 
  • Browsertyp und -version 
  • VPN-Informationen 
  • Cookie- und Browser-Hashes 
  • Hardware-Eigenschaften 
  • Schriftmetriken 
  • Hardware-Benchmarking-Daten 
  • Daten der Battery API und des OscillatorNode 
  • Geräte-Hardware-ID 
  • Netzwerkprotokolle (OSI-Schichten) 
  • Nutzung von Adblockern 
  • Geolocation 
  • Uvm. 

Wer nutzt Client Fingerprinting? 

Client Fingerprinting wird in einer Vielzahl von Branchen genutzt. Werbetreibende setzen diese Technik beispielsweise ein, um Nutzerprofile zu erstellen und personalisierte Werbekampagnen zu optimieren. Online-Händler verwenden den digitalen Abdruck, um das Verhalten ihrer Kunden zu analysieren, individuelle Einkaufserlebnisse zu schaffen und Betrug zu erkennen.

Finanzinstitute nutzen die Technologie zur Betrugsprävention, indem sie ungewöhnliche Aktivitäten identifizieren und so die Sicherheit von Online-Transaktionen verbessern. Aber auch Strafverfolgungsbehörden nutzen den Fingerabdruck zur Überwachung und Verfolgung von Online-Aktivitäten während laufender Ermittlungen. 

Warum wird Client Fingerprinting eingesetzt? 

Die Verwendung von Client Fingerprinting verfolgt verschiedene Ziele: 

  • Betrugserkennung: Erkennung betrügerischer Aktivitäten, Vorbeugung von Kreditkartenbetrug und Identifizierung von Mehrfachkonten von demselben Gerät. 
  • Personalisiertes Marketing: Verfolgung von Nutzern für gezielte Werbung und Anpassung von Inhalten. 
  • Webanalyse: Identifizierung eindeutiger und wiederkehrender Besucher für Tracking und Analyse. Unterstützung der Website-Optimierung durch das Verständnis des Nutzerverhaltens. 
  • Bot-Erkennung: Unterscheidung zwischen menschlichen Nutzern und Bots. 
  • Nutzerauthentifizierung: Ergänzung traditioneller Authentifizierungsmethoden durch Geräteidentifizierung. 
  • Digitales Rechtemanagement (DRM): Verhinderung unbefugter Nutzung von Inhalten. 
  • Ratenbegrenzung und Traffic-Management: Steuerung des Zugriffs auf Ressourcen und Verhinderung von Überlastungen. 

Welche Vorteile bietet Client Fingerprinting? 

Die Methode bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Besonders hervorzuheben ist die hohe Genauigkeit, da die Kombination verschiedener Geräte- und Browsermerkmale eine präzise Identifikation ermöglicht. Zudem ist Client Fingerprinting langlebig: Im Gegensatz zu Cookies, die gelöscht oder blockiert werden können, bleibt der digitale Fingerabdruck eines Geräts über längere Zeit stabil.

Ein weiterer Pluspunkt ist die Unabhängigkeit von Cookies, was insbesondere in Zeiten zunehmender Datenschutzvorgaben und Cookie-Restriktionen von Vorteil ist. Da Nutzer ihre digitalen Fingerabdrücke nur schwer manipulieren oder verbergen können, bietet Fingerprinting eine robuste Möglichkeit zur Identifikation. 

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Welche Nachteile und Risiken birgt Client Fingerprinting? 

Trotz dieser Vorteile gibt es auch erhebliche Risiken und Nachteile. Datenschutzbedenken stehen dabei an erster Stelle, da Fingerprinting oft ohne ausdrückliche Zustimmung der Nutzer erfolgt und detaillierte Informationen über deren Geräte und Online-Verhalten gesammelt werden. Dies führt zu einem Mangel an Transparenz, da sich viele Nutzer nicht bewusst sind, dass ihre Daten erfasst und verarbeitet werden.

Auch rechtlich befindet sich Fingerprinting in einer Grauzone, da es in verschiedenen Jurisdiktionen unterschiedliche Regelungen gibt, was Unsicherheiten für Unternehmen mit sich bringt. Technisch gesehen gibt es zudem Herausforderungen: Während Fingerprinting schwer zu umgehen ist, können versierte Nutzer spezielle Tools oder Systemänderungen nutzen, um ihre digitale Spur zu verwischen. 

Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gelten für Client Fingerprinting? 

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Client Fingerprinting sind komplex und entwickeln sich ständig weiter, insbesondere im Hinblick auf Datenschutzbestimmungen. In der Europäischen Union ist die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) das zentrale Gesetz, das die Verarbeitung personenbezogener Daten regelt.

Dies bedeutet, dass Unternehmen in vielen Fällen eine explizite Einwilligung der Nutzer einholen müssen, bevor sie Fingerprinting-Techniken für Zwecke wie Werbung oder Analyse einsetzen dürfen. Die ePrivacy-Richtlinie (und die geplante ePrivacy-Verordnung) spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Tracking-Technologien wie Fingerprinting. 

In den Vereinigten Staaten gibt es kein umfassendes Bundesgesetz zum Datenschutz. In Kalifornien regelt der California Consumer Privacy Act (CCPA) den Umgang mit personenbezogenen Daten, während Gesetze wie der Biometric Information Privacy Act (BIPA) in Illinois strengere Anforderungen an die Einwilligung und den Schutz biometrischer Daten stellen. 

Fazit 

Client Fingerprinting ist eine hochentwickelte Technik zur Identifizierung von Webbrowsern und Geräten. Trotz seiner Vorteile birgt der Einsatz erhebliche Bedenken und Herausforderungen in Anlehnung an Datenschutzbestimmungen. Unternehmen müssen einen verantwortungsvollen und transparenten Ansatz wählen, der die Vorteile von Client Fingerprinting nutzt, ohne die Rechte und Erwartungen der Nutzer zu verletzen. 

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