Frankfurt, 2.6.2016 – „We are the Kadyrovtsy and we have chosen your company as target for our next DDoS attack“, mit diesen Worten startete am 26. Mai eine neue DDoS-Erpresserwelle in Deutschland. Unter dem Namen „Kadyrovtsy“ richten die im europäischen Ausland bereits bekannten Täter Schutzgeldforderungen von 15 Bitcoin (umgerechnet ca. 7.100 EUR, Stand: 2.6.2016) gegen Banken und Online-Marketing-Agenturen. Die E-Mail-Forderungen enthalten opferspezifische Bitcoin-Adressen. Den Unternehmen bleiben zwischen 4 bis 5 Tage, um den Forderungen nachzukommen.
Im Unterschied zu vielen DDoS-Erpressungs-Nachahmern und -Trittbrettfahrern der vergangenen Wochen und Monate belässt es Kadyrovtsy nicht nur bei Erpresser-Mails. Diese Täter unterstreichen die Ernsthaftigkeit ihrer Forderungen mit Warnattacken zwischen 50 und 90 Gbps. Die Demoattacken dauern bis zu einer Stunde und haben nach Informationen des LSOC bei ungeschützten Zielen fast immer eine Downtime zur Folge. Kadyrovtsy arbeitet mit ICMP Floods und DNS-Reflection-Techniken. Nach Einschätzung des LSOC haben die Täter Zugriff auf ausreichend Ressourcen, um mehrere Opfer gleichzeitig anzugreifen.
Die DDoS-Erpresser sind seit Ende April europaweit aktiv. Ihr Name leitet sich von der Bezeichnung für Mitglieder paramilitärischer Einheiten ab, die unter dem prorussischen Präsidenten von Tschetschenien Akhmad Kadyrow gekämpft haben. Wie in einem Krieg weiten die Cyber-Täter ihren Aktionsradius seit Ende April auf immer mehr Länder in Europa aus. Laut BSI erpresst die Gruppe ebenfalls US-amerikanische Unternehmen:
22. April 2016: Mit einer Volumenattacke von 90 Gbps setz Kadyrovtsy ein Finanzunternehmen in Großbritannien unter Druck. In seiner wöchentlichen Update-Mail warnt das CERT UK vor den Tätern.
7./8. Mai 2016: Anfang Mai startete Kadyrovtsy eine Erpresserwelle gegen die größten Banken, darunter die Pekao Bank, in Polen. Fachmedien berichteten von Warnattacken mit Spitzenbandbreiten zwischen 10 und 50 Gbps.
19. Mai 2016: Erpresserschreiben und Warnattacken richten sich gegen niederländische Payment Service Provider.
Seit dem 26. Mai 2016: Kadyrovtsy nimmt jetzt auch Unternehmen in Deutschland ins Visier und unterstreicht die Forderungen mit großvolumigen DDoS-Attacken.
Das Handeln und die Kommunikation der DDoS-Erpresser haben sich seit dem ersten Auftauchen Ende April verändert. Aus Sicht des LSOC sind die wichtigsten Unterschiede:
Nach Einschätzung von Onur Cengiz, Leiter des LSOC, sind die Erpressungsversuche von Kadyrovtsy unbedingt ernst zu nehmen.
„Seit März gibt es vermehrt Erpresserwellen. Im Unterschied zu Gruppen wie RedDoor und caremini verschafft sich Kadyrovtsy mit den großvolumigen Warnattacken die aus dem Nichts kommen eindeutig Gehör. Nur die wenigsten Unternehmen sind in der Lage solche Angriffe mit 50 Gbps oder mehr alleine abzuwehren.“
Cengiz empfiehlt daher:
„Aktivieren Sie proaktiv Ihre DDoS-Schutzsysteme! Sollten diese nicht auf Volumenattacken ausgelegt sein, informieren Sie sich, wie Sie auch kurzfristig Ihre Schutzbandbreite erhöhen können. Reagieren Sie umgehend auf ungewöhnliche Vorkommnisse und Netzwerkanomalien!“
Das LSOC empfiehlt den attackierten Unternehmen, nicht auf die Erpressungen einzugehen und stattdessen Anzeige bei den Strafverfolgungsbehörden zu erstatten. Die Allianz für Cybersicherheit bietet eine Übersicht über die jeweiligen Ansprechpartner für Cybercrime in den einzelnen Bundesländern.