An einem scheinbar normalen Morgen im Homeoffice versuchen mehrere Mitarbeiter, sich wie gewohnt per VPN ins Firmennetz einzuloggen. Doch statt produktiv an Projekten zu arbeiten, werden sie von einer Fehlermeldung begrüßt: „Verbindung fehlgeschlagen“. Das VPN-Gateway des Unternehmens ist Opfer einer organisierten DDoS-Attacke geworden und der Remote-Zugang liegt komplett lahm. Doch was genau steckt hinter einem solchen Angriff? Welche Risiken birgt er für Unternehmen und wie kann man sich wirkungsvoll dagegen schützen?
Ein Virtual Private Network (VPN) ermöglicht es, Daten sicher über das Internet auszutauschen, als stünde man direkt im Büro. Während Privatnutzer VPNs häufig dazu einsetzen, ihre IP-Adresse zu verändern oder Georestriktionen zu umgehen, steht in Unternehmen der gesicherte Zugriff auf interne Ressourcen im Vordergrund. Sobald die Verbindung steht, erhält der Nutzer eine interne oder firmeneigene IP-Adresse, über die er nahtlos auf Fileshares, E-Mail-Server und Applikationen zugreifen kann.
Technisch betrachtet baut ein VPN-Client auf dem Endgerät des Nutzers eine „Peering-Session“ zu einem dedizierten VPN-Gateway im Rechenzentrum oder in der Cloud auf. Dieses Gateway – oft eine Firewall, ein spezialisierter Router oder ein virtueller Server – fungiert als Eingangstor zum internen Netz. Sämtlicher Traffic wird in einer verschlüsselten Verbindung übertragen, sodass Dritte nur unlesbare Daten beobachten, jedoch nicht den Inhalt.
Der verschlüsselte Tunnel selbst ist kaum angreifbar – dieser ist ja nur eine logische Verbindungsschicht auf Basis von Protokollen wie IPSec oder SSL/TLS. Das eigentliche Ziel ist nicht der Tunnel, sondern der Endpunkt, an dem der Tunnel terminiert: das VPN-Gateway. Dieses Gateway, oft eine Firewall, ein spezialisierter Router oder ein virtueller Server, besitzt eine öffentliche IP-Adresse und stellt somit den einzigen sichtbaren Endpunkt eines Unternehmens dar. Es ist das öffentlich Sichtbare, das ins Internet ragt und geschützt werden muss.
Ein Angreifer, der eine DDoS-Attacke startet, zielt nicht auf den Tunnel selbst ab, sondern auf diese öffentliche IP-Adresse des Gateways. Sobald die Firewall oder der Load-Balancer unter der Flut von Anfragen zusammenbricht, brechen alle VPN-Sessions ab und die Remote-Arbeit kommt zum Erliegen. Es ist wichtig zu verstehen, dass VPN-Gateways oft auch Firewalls sind, was sie zu einem kritischen Punkt in der Netzwerkinfrastruktur macht. Aus diesem Grund ist es so wichtig, diese zu schützen
Distributed Denial-of-Service (DDoS)-Angriffe versuchen ihr Ziel mit massenhaften Anfragen zu überfluten, dafür nutzen sie beispielsweise große Botnetze. Bei einem Angriff auf ein VPN-Gateway kombinieren Cyberkriminelle oft verschiedene Techniken. Volumetrische Floods wie UDP- oder ICMP-Stöße verstopfen die Bandbreite, Protokoll-Exhaustion-Angriffe (z. B. SYN- oder SSL-Handshake-Floods) erschöpfen Ressourcen wie Session-Tabellen oder CPU-Zyklen und feinere Anwendungsangriffe können direkt Lücken im VPN-Stack ausnutzen.
Das Ergebnis ist immer dasselbe: Die Infrastruktur kann legitime Verbindungen nicht mehr bearbeiten und stellt den Dienst ein. Gleichzeitig bleibt der Angreifer weitgehend anonym, weil er ja nur die IP des Gateways trifft – nicht die der einzelnen Endgeräte.
Wenn das VPN-Gateway ausfällt, sind in der Regel alle Mitarbeiter außerhalb des Firmengeländes betroffen. Sie können weder E-Mails abrufen noch auf geschützte Anwendungen zugreifen. Die Folge ist ein unmittelbarer Produktivitätseinbruch. Mit jeder Ausfallminute gehen Stunden- oder sogar Tagessätze verloren, und in Branchen mit Service-Level-Agreements (SLAs) drohen Vertragsstrafen. Die finanziellen Auswirkungen können erheblich sein, einschließlich verlorener Umsätze, direkter Kosten für die Wiederherstellung und potenzieller Reputationsschäden.
Der interne Support wird mit einer Flut von Helpdesk-Tickets überschwemmt, während er selbst kaum Abhilfe schaffen kann – schließlich ist die Angriffsfläche außerhalb der ihm direkt zugänglichen Infrastruktur. Besonders brisant wird es, wenn auch Führungskräfte betroffen sind: Sobald das Management den Ausfall bemerkt, steigt der Eskalationsdruck erheblich. Die Tatsache, dass Mitarbeiter sich nicht einloggen können, führt zu einer Situation, in der eine Firma mit hohem Homeoffice-Anteil fast komplett arbeitsunfähig ist.
Ein erfolgreicher DDoS-Angriff kann nicht nur zu unmittelbaren Ausfallzeiten führen, sondern auch als Ablenkung für weiterführende Attacken dienen. Während das IT-Team mit der Wiederherstellung des VPN-Zugangs beschäftigt ist, versuchen Angreifer möglicherweise parallel, Zugangsdaten zu erbeuten oder Schadsoftware einzuschleusen.
Darüber hinaus kann ein solcher Vorfall das Vertrauen Ihrer Mitarbeitenden in die IT-Abteilung untergraben und die allgemeine Wahrnehmung der IT-Sicherheit im Unternehmen schwächen. Wenn Remote-Arbeit an sich hinterfragt wird, wirkt sich das auch auf die Mitarbeiterzufriedenheit aus.
Einzelne Firewalls sind gegen großvolumige DDoS-Angriffe häufig machtlos, da sie dafür nicht ausgelegt sind. Ein wirksamer Schutz setzt deshalb auf mehrere Ebenen:
Vorgelagerte DDoS-Mitigation
Spezialisierte Systeme, ob cloud-basiert oder On-Premise, werden dem VPN-Gateway vorgeschaltet. Sie analysieren den Traffic, um schädliche Pakete herauszufiltern, bevor sie die Firewall erreichen. Eine „Firewall-as-a-Service“ (FWaaS) ist eine cloud-basierte Lösung, die ebenfalls DDoS-Schutz beinhalten kann.
Dynamische Routing-Techniken
Methoden wie Remotely Triggered Black Hole Filtering (RTBH) oder BGP FlowSpec erlauben es, bösartigen Traffic in Echtzeit in ein „Black Hole“ zu leiten oder spezifische Filterregeln im Netzwerk zu verteilen. So bleibt legitimer Traffic ungestört, während der Angriff isoliert wird.
Georedundanz und Anycast
Indem Sie Ihr VPN-Gateway über mehrere Standorte – etwa Frankfurt und New York – verteilen und Anycast-Routen nutzen, stellen Sie sicher, dass VPN-Klienten stets mit dem nächstgelegenen und gesunden Gateway verbunden werden. Ein Ausfall an einem Standort führt so nicht zum Totalausfall.
Strenge Zugangskontrollen
IP-Whitelistings für bekannte, interne Netzwerke und Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) verringern die Angriffsfläche zusätzlich. Öffnen Sie nur die absolut notwendigen Ports und Protokolle, um potenziellen Angreifern bereits strukturelle Hürden aufzubauen.
Kontinuierliches Monitoring und Tests
Realistische Traffic-Baselines und Echtzeit-Analysen helfen, Anomalien früh zu erkennen. Regelmäßige DDoS-Simulationen und Failover-Übungen verifizieren, dass die Schutzmechanismen im Ernstfall auch wirklich greifen – lange bevor es zu einem realen Angriff kommt.
Infrastrukturschutz
Schutz der Infrastruktur, die das VPN-Gateway hostet (Server, Router, Firewall).
In einer Welt, in der Remote-Arbeit zum Standard geworden ist, stellen DDoS-Angriffe auf VPN-Gateways eine ernsthafte Bedrohung dar. Während der Tunnel selbst verschlüsselt und sicher bleibt, bleibt das sichtbare Einfallstor – das VPN-Gateway – das am stärksten gefährdete Element. Nur durch eine mehrschichtige Verteidigung aus vorgelagerten DDoS-Mitigation-Diensten, redundanten Gateways, dynamischen Routing-Techniken, strikten Zugangskontrollen und permanentem Monitoring können Sie garantieren, dass Ihre Mitarbeiter auch an einem unscheinbaren Morgen sicher und zuverlässig arbeiten können – selbst, wenn die Angreifer alles daransetzen, genau das zu verhindern.
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